Defekte Spülmaschine zerstört Geschirr und sich selbst
onlineurteile.de - Stolze 1.728 Mark kostete die Geschirrspülmaschine, die die Käuferin 1996 in ihre Küche einbauen ließ. Über fünf Jahre lang funktionierte das Gerät problemlos, dann gab es auf spektakuläre Weise seinen Geist auf. Ein Kurzschluss während des Betriebs zerstörte die Spülmaschine selbst, das Geschirr und die daneben stehenden Küchenmöbel. Vom Hersteller des Geräts verlangte die Besitzerin Schadenersatz.
Ein Sachverständiger untersuchte den Schaden und kam zu folgendem Resultat: Eine starke Anreicherung von Chlorid habe ein Heizelement durchlöchert ("Lochfraßkorrosion"). Dadurch gelangte Wasser hinein, was einen Kurzschluss auslöste und den Thermoschalter zerstörte. Danach habe sich die Maschine unkontrolliert aufgeheizt, Hitze und Dampf vollendeten das zerstörerische "Werk". Falsche Bedienung sei ebenso auszuschließen wie altersbedingter Verschleiß.
Von einem Sicherheitsmangel könne man nicht ausgehen, fand das Landgericht, denn das Gerät habe dem damaligen technischen Standard entsprochen. Doch das Oberlandesgericht Schleswig sprach der Frau 4.118 Euro Entschädigung zu: Der Hersteller habe ein fehlerhaftes Produkt verkauft (17 U 43/07). Hätte er einen "Fehlerstromschutzschalter" eingebaut, hätte dies (nicht die Chloridansammlung, aber) den Kurzschluss und seine Folgen verhindert.
So ein Schalter koste höchstens 30 Euro, habe der Sachverständige geschätzt. Wenn keine "Notbremse" existiere, die nach einem Ausfall der Thermostatschalter das Aufheizen der Maschine beende, liege ein Konstruktionsfehler vor. Dass seinerzeit auch in anderen (vergleichbaren) Geräten kein Schutzschalter existierte, ändere daran nichts. Verbraucher würden so einen Mangel nicht tolerieren, wenn ihnen die Gefahr bewusst wäre und sie die Möglichkeit hätten, auf sichere Konstruktionen auszuweichen.
Verbraucher könnten erwarten, dass nicht gleich Geschirr und Kücheneinrichtung in Gefahr gerieten, wenn wegen eines Defekts der Spülmaschine Wasser und stromführende Bauteile aufeinander träfen. Das Zusammenwirken von Strom und Wasser sei immer potenziell gefährlich, das wisse jeder Elektrotechniker. Wie riskant "Fehlerströme" seien, habe man auch Anfang der 90er Jahre schon gewusst.