"Die faire Milch"
onlineurteile.de - Eine GmbH — zu deren Gesellschaftern der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) gehört — vertreibt in Hessen und Bayern Milch unter der Bezeichnung "Die faire Milch". Der Slogan wurde vom BDM 2008/09 bei seinen Protestaktionen für einen kostendeckenden Milchpreis von 40 Cent pro Liter verwendet.
Über die Aktionen, oft begleitet vom Maskottchen "Faironika" (eine Kuh in den deutschen Nationalfarben), wurde in den Medien ausführlich berichtet. Die Kuh findet sich nun auf der Milchverpackung wieder. Dazu der Werbetext: "Fair zum Verbraucher gesunde Ernährung Fair zur Natur — ohne unnötige Transportwege Fair zum Landwirt!"
Wettbewerbshüter beanstandeten die Milch-Reklame auf der Verpackung und im Internet als irreführend. Doch das Oberlandesgericht München gab ihnen nur in einem Punkt Recht (6 U 1738/11). Die Angabe "ausschließlich von Höfen aus ihrem Bundesland" treffe nicht zu, da die GmbH vor allem eine Einzelhandelskette beliefere, die in Hessen, aber auch in Nordbayern Filialen habe. Wer das Argument "regional" und "aus heimischen Betrieben" so in den Vordergrund stelle, müsse auch die Herkunftsangaben sehr genau nehmen.
Ansonsten konnte das OLG den Vorwurf, die Werbung täusche die Verbraucher, nicht nachvollziehen. Die Reklame lehne sich an das Motto der Milchbauern "Die faire Milch" an. Verbraucher, die sich an den Medienrummel vor wenigen Jahren bestimmt noch erinnerten, verstünden den Slogan "Die faire Milch" so, wie er gemeint sei: Das sei Milch zu einem Preis, der den Forderungen der Milchbauern gerecht werde. Und der Anbieter zahle den Erzeugern ja tatsächlich 40 Cent pro Liter.
Dass das nicht für alle Milchprodukte der GmbH gelte, sondern eben nur für die Produktlinie "Die faire Milch", mache die Werbung für diese Produkte nicht irreführend. Einem durchschnittlich informierten Verbraucher sei z.B. das Label "fair trade" für Produkte aus Entwicklungsländern geläufig. Auch da sei es klar, dass nicht alle, sondern nur speziell so gekennzeichnete Produkte aus der Dritten Welt den Erzeugern ein höheres, "gerechtes" Entgelt verschafften.