Geocache im Wald gefunden

Jäger bringt die "Schatztruhe" zerstört zum Fundbüro: Haftet der Finder für den Verlust?

onlineurteile.de - Das Ehepaar F geht einem außergewöhnlichen Hobby nach, dem Geocaching-Spiel. Das ist eine moderne Form der Schnitzeljagd, die über das Internet für eine unbestimmte Zahl von Teilnehmern organisiert wird (siehe PS). Herr F hatte das Geocache, Zielpunkt des Spiels, selbst gebastelt und mit der nötigen Elektronik ausgestattet. Dann hatte das Ehepaar die hölzerne Schatztruhe im Wald versteckt.

Eines Tages war sie verschwunden. Jäger K — der schon einige Male mit Teilnehmern an der elektronischen Schnitzeljagd aneinander geraten war, weil sie ihn bei der Jagd störten — hatte zusammen mit einem Jagdfreund die Schatzkiste gefunden. K hatte sie an sich genommen und eine Woche später zerstört im Fundbüro abgegeben. Die Eigentümer konnten ermittelt werden und forderten Schadenersatz: Sie warfen dem Jäger vor, ihr Geocache aus dem Versteck gezogen und mutwillig demoliert zu haben.

Das wies Herr K weit von sich: Sein Jagdfreund R und er hätten "dieses Ding" zwischen zwei Felsen stehend gefunden und ein Stück weit mitgenommen. Dann hätten sie die Kiste neben dem Hauptweg im Wald stehen lassen, weil sie so schwer gewesen sei. Das Landgericht Heidelberg nahm ihm diese Version des Geschehens ab, Schadenersatz musste K dennoch leisten (5 S 61/12).

Der Finder einer verlorenen Sache müsse diese aufbewahren — es sei denn, sie sei völlig wertlos. K habe mit dem Zeugen R die Kiste aufgehoben und weggetragen, somit in Besitz genommen. Als Finder hätte er die (offenkundig nicht ganz wertlose) Truhe nicht nach Gutdünken irgendwo im Wald abstellen dürfen. Vielmehr hätte K mit dem Auto den Hauptweg des Waldes zurück fahren, die Truhe einladen und zum Fundbüro bringen müssen.

Indem er sie stattdessen im Wald ihrem Schicksal überließ, habe der Jäger Dritten die Möglichkeit eröffnet, die Kiste zu zerstören. Daher verlange das Ehepaar F von ihm zu Recht Schadenersatz für 744 Euro Materialkosten und 375 Euro Arbeitskosten.

PS: "Geocaching, auch GPS-Schnitzeljagd genannt, ist eine Art elektronische Schatzsuche. Die Verstecke ('Geocaches') ... werden anhand geographischer Koordinaten im Internet veröffentlicht und können anschließend mit Hilfe eines GPS-Empfängers gesucht werden. ... Ein Geocache ist in der Regel ein wasserdichter Behälter, in dem sich ein Logbuch sowie verschiedene kleine Tauschgegenstände befinden. Der Besucher kann sich in ein Logbuch eintragen, um seine erfolgreiche Suche zu dokumentieren. Anschließend wird der Geocache wieder an der Stelle versteckt, an der er zuvor gefunden wurde." (Zitat: Wikipedia, Stichwort Geocaching)