Monaco und die Boulevardpresse

Bilder vom Besuch einer Vernissage dürfen veröffentlicht werden

onlineurteile.de - In einer Londoner Kunstgalerie, die dem "Rolling Stone" Ron Wood gehört, wurden die Werke eines Warhol-Schülers ausgestellt. Mit geladenen Gästen wurde die Ausstellung eröffnet, dabei knipste der Fotograf einer bekannten Bildagentur Fotos. Unter anderem lichtete er Charlotte Casiraghi ab, eine Tochter von Caroline Prinzessin von Hannover. Die Zeitschrift "BUNTE" veröffentlichte das Bild und berichtete unter dem Titel "Die lange Nacht der Goldkinder" über das Londoner Nachtleben der "Jungsociety".

"Im Gedränge der Vernissage: Galerist und Millionenerbe … und eine Besucherin diskutieren mit der jungen Kunstkolumnistin Charlotte Casiraghi die Werke eines Warhol-Schülers ...". Alle Mitglieder des Fürstenhauses von Monaco achten strikt auf ihre Privatsphäre und führen seit Jahrzehnten einen unerbittlichen Kampf gegen die Boulevardpresse. Auch diesmal bemühte Frau Casiraghi die Justiz, um durchzusetzen, dass das Foto nicht mehr veröffentlicht wird.

Doch diesen Prozess verlor sie beim Bundesgerichtshof gegen den Zeitschriftenverlag (VI ZR 5/10). Wenn über Fragen von allgemeinem gesellschaftlichem Interesse berichtet werde, dürften Medien Fotos von Personen publizieren, ohne sie vorher um Erlaubnis zu fragen, so die Bundesrichter. "Gesellschaftliches Interesse" sei zu Gunsten der Pressefreiheit weit auszulegen. Dazu zählten auch unterhaltende Beiträge über das Alltagsleben Prominenter, vorausgesetzt, deren Privatsphäre bleibe gewahrt.

Wenn der berühmte Besitzer einer Galerie andere Prominente einlade, sei es üblich, dass publikumswirksam darüber berichtet werde. Das stelle keinen Eingriff in das Privatleben der fotografierten Personen dar. Der Text weise darauf hin, dass Frau Casiraghi in einem Magazin bereits einen Artikel über eine Kunstausstellung in Spanien veröffentlicht habe. Das erkläre ihren vertrauten Umgang mit Galeristen und stelle einen sachlichen Zusammenhang zur Teilnahme an der Vernissage her.

Der Artikel befasse sich außerdem generell damit, was im Moment "cool" sei, welchen Stellenwert die "Royals" bei den Kindern von Prominenten und Adeligen haben und welche Veranstaltungen diese besuchten. Das sei für die Öffentlichkeit interessant und mache auch die sozialen Unterschiede deutlich, in denen junge Menschen aufwachsen. Das könne durchaus Anlass zu sozialkritischen Überlegungen sein.