Pony auf dem Radweg scheut ...
onlineurteile.de - Der Sohn der Pferdebesitzerin ritt mit dem Pony auf dem Radweg eine viel befahrene Innenstadtstraße entlang. Normalerweise kein Problem: Das Tier war an Verkehrslärm gewöhnt und für Turniersport gut ausgebildet. Doch dieses Mal ging es schief. Als ein Lastwagen mit Anhänger den Reiter in einer leichten Linkskurve überholte, drehte sich das Pony und wurde vom Anhänger erfasst. Das Tier trug am Hinterteil eine Fleischwunde davon.
Die Tierhalterin verklagte Fahrer und Halter des Lastzugs auf Schadenersatz für den Wertverlust des Pferdes und für Tierarztkosten. Entschädigung in voller Höhe stünde ihr nur zu, wenn der Lkw-Fahrer sich falsch verhalten hätte, so das Oberlandesgericht (OLG) Brandenburg (12 U 6/11). Hier sei jedoch keinem der Beteiligten irgendein Verschulden vorzuwerfen.
Ihr Sohn habe sich vorschriftsmäßig am rechten Rand des Radwegs fortbewegt. Eigentlich konnten alle Fahrzeuge problemlos an den Benutzern des Radwegs vorbeifahren. Gewiss sei beim Überholen von Pferden Vorsicht geboten, weil man immer mit Tierpanik rechnen müsse. Doch der Lastwagen sei dem Pony nicht zu nahe gekommen, so das OLG.
Ohne auf die Gegenfahrbahn auszuweichen, habe der Lkw zum Reiter einen seitlichen Abstand von etwa 1,80 Metern gehabt (laut Unfall-Rekonstruktion des Sachverständigen). Deshalb sei bei der Abwägung, wer wie zu dem Unfall beitrug, auf Seiten des Lkws nur die Gefahr zu berücksichtigen, die vom Anhänger allein schon aufgrund seiner Größe und Schwere ausgehe. In der Linkskurve stand die Rampe des Anhängers etwas hervor und habe das Pony erfasst.
Letztlich habe aber die unberechenbare Reaktion des Pferdes zur Kollision geführt. Es habe plötzlich gescheut und sich in die Fahrspur des Lastzuges hinein gedreht. Deshalb hafteten der Kfz-Halter und der Fahrer nur für ein Drittel des Schadens, zwei Drittel gingen zu Lasten der Tierhalterin. Das OLG sprach der Frau nur 1.800 Euro Schadenersatz zu. Dabei veranschlagte das OLG auch die Wertminderung nicht sehr hoch: Immerhin setze die Besitzerin das Pony immer noch erfolgreich bei Westernturnieren ein.